Klare Antwort: >Ja>, man kann sehr gut mit
Kindern nach Neuseeland reisen
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Mit Kindern in Neuseeland – Hilltop an der Summit Road der Banks Peninsula
© Hans Klüche, Bielefeld
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Ich
werde immer mal wieder gefragt, wie es ist, mit Kindern nach Neuseeland zu
reisen. Natürlich ist das auch Thema in meinem DuMont Reisehandbuch Neuseeland:
Meine Antwort ist grundsätzlich ein >Ja<. Man kann wunderbar mit Kindern
nach und in Neuseeland reisen.
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Mit Kindern in Kaikoura
© Hans Klüche, Bielefeld
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Ich bin schon mit meiner Frau und meinem Sohn mehrere Monate
kreuz und quer durchs Neuseeland gereist. Ein paar Wochen begleiteten uns dabei
eine befreundete Mutter und ihr Sohn. Auch mit fünf Personen war es nie ein
Problem eine Unterkunft zu bekommen. Diese Familienreise fand im letzten
Kindergartenjahr der beiden Jungs statt. Jetzt gehen sie zur Schule und das
wäre heute das größte Hindernis für eine ›normale‹ Neuseelandreisen, also eine von mindestens
3 Wochen im neuseeländischen Sommer zwischen November und April. Hin und wieder
treffe ich bei meinen regelmäßigen Recherchereisen auch in diesen Monaten Eltern
mit offensichtlich schulpflichtigen Kindern, aber die müssen schon am Rande der
Rande der Legalität mit den Schulbehörden tricksen, wenn sie aus
Ländern mit Schulpflicht kommen, wie aus Deutschland. Wie sie es gemacht haben,
in dieser Zeit ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, behalten sie dann lieber
für sich. Somit dreht sich die Frage des Reisens mit Kindern nach
Neuseeland hauptsächlich um Kinder im Vorschulalter – ›prescooler‹ wenn es um
Eintrittsrabatte und ähnliches geht – oder um Kleinkinder - ›toddler‹.
Die Anreise
Flugdauer und -preise von Europa nach Neuseeland schrecken auf
den ersten Blick ab. Kinder von 2-11 Jahren (child) benötigen einen eigenen
Sitz und bekommen meist ca. 25-33% Rabatt auf den Erwachsenen-Tarif, Babys und
Kleinkinder unter 2 Jahren (infant) ohne eigenen Sitzplatzanspruch bis zu 90 %
Rabatt. Ab dem 12 Lebensjahr zahlen Kinder und Jugendliche dann in der Regel den
vollen Preis, allenfalls können sie Jugend- und Studententarife nutzen, soweit
die überhaupt angeboten werden. Feste Rabattregeln, die sich auf alle Airlines,
Klassen und Tarife übertragen lassen, gibt es nicht. Außerdem werden Rabatte in
der Regel nur auf den Tarifpreis des Fluges gewährt, nicht auf Steuern und Gebühren. Airlines wie
Emirates, die im Gesamtpreis des Flugtickets zwar einen hohen Tarifpreis, aber
niedrige Steuern und Gebühren ansetzen, sind dabei für Familien besonders
günstig.
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›Gefesselte‹
Kids vor dem Bildschirm
© Hans Klüche, Bielefeld
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Aus Sicherheitsgründen kann in der Regel ein Erwachsener nur
1 Baby ohne eigenen Sitzplatz mitnehmen, gehen mehr Kleinkinder pro
Erwachsenen auf die Reise, sind z.B. eine Babyschale mit Sicherheitsgurten
und dafür ein eigener Sitzplatz notwendig.
Plätze mit Baby-Körbchen (bassinets) – meist die erste Reihe
jedes Kabinenabschnitts – sind in Maschinen von und nach Neuseeland begehrt und
nach meiner Erfahrung fast immer belegt. Die Körbe, die an der Wand vor den
Sitzen befestigt werden, sind für Kinder bis ca. 12 Kilo zugelassen.
Air NewZealand z.B. bucht Eltern mit Kindern bis zu 8 Monaten automatisch auf diese
Plätze, Eltern mit älteren Babys oder Kleinkindern, die noch im Gewichtslimit
liegen, können beim Check-in noch entsprechende Plätze bekommen, soweit verfügbar.
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Ein Arm voll mit Präsenten – da liebt das Kind die Airline © Hans Klüche,
Bielefeld
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Meine eigenen Erfahrung mit den beiden 5-Jährigen sowie
viele Gespräche mit anderen Eltern, die ich mit Kindern in Neuseeland traf,
sind eindeutig: Kids stecken Flug- und Zeitverschiebung gut weg, oft sogar besser
als die Eltern, und das sogar, wenn man die ganze Strecke in einem Rutsch
zurücklegt. Bei meiner persönlichen Erlebnis waren die beiden Jungs, die zu
Hause strenge TV-Regeln mit nur knappen Sehzeiten kannten, schlichtweg
begeistert vom Entertainment-Programm mit Bildschirm am Platz und hatten nach
30 Stunden Flug rechteckige Augen. Außerdem bekamen sie bei jedem Flugabschnitt
Präsente und die summierten sich bei Hin- und Rückflug auf eine kleine
Rucksackladung, den Rucksack gab es aber gleich dazu. Und ein Kind im
Vorschulalter hat selbst in der Economy immer ausreichend Platz, es sich
richtig bequem zu machen.
Unterwegs mit Kindern in Neuseeland
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Nicht ganz
korrekt, aber voll ›cool‹ - auf dem 90 Mile Beach © Hans Klüche, Bielefeld
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Bei der Mietwagenbuchung muss man den Bedarf für Kindersitze
(child restraints) anmelden. Eine Babyschale (baby capsule) oder ein gängiger
Kindersitz (children seat, car seat oder child restraint seat) ist ab 1.
November 2013 für alle Kinder unter 7 Jahren gesetzlich vorgeschrieben, für
ältere Kinder bis ca. 148cm Größe / ca. 12 Jahre, ist auch ein ›booster‹, eine Sitzerhöhung,
empfehlenswert. Angeschnallt sein müssen Kinder grundsätzlich. Bei wenigen
Vermietern sind diese ›Extras‹ gratis, die meisten nehmen einen Pauschalbetrag
für die gesamte Mietdauer von ca. 25–50 NZD oder kooperieren mit
Organisationen, die entsprechende Sitze verleihen (z.B. die
Familienhilfsorganisation ›
Plunket‹).
Bei der Auswahl eines Wohnmobils sollten Eltern berücksichtigen, wo Kinder sitzen
können: Nicht jeder kleine Magen mag es, hinten in einem Camper, womöglich quer
zur Fahrtrichtung sitzend, über kurvige Bergstraßen bewegt zu werden.
Das etwas andere Reisen mit Kindern
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Begeisterung garantiert: Penguin Place bei Dunedin
© Hans Klüche, Bielefeld
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Mit Kindern sollte man eine für Überseetouristen eher
untypische Neuseelandreise planen, dass heißt man sollte weniger ›auf Achse‹
sein und dafür länger an einzelnen Orten verweilen. Ein touristischer Binnenmarkt,
der in erster Linie neuseeländische Familien in den Sommerferien von Mitte/Ende
Dezember bis Ende Januar / Anfang Februar anspricht, ist perfekt auf Kinder
eingestellt und außerhalb der Kiwi-Ferien gibt es reichlich Platz und die
Preise sinken wieder deutlich. Das gilt vor allem für Holiday Parks, die mit
ihrem Mix aus Campingplatz und Hüttendorf nicht nur Familien ansprechen,
die mit einem Wohnmobil unterwegs sind, sondern auch für die offen sind, die mit einem
normalen PKW oder Minivan reisen. Von einigen Überschneidungen abgesehen suchen sich neuseeländischer
Familientourismus und Überseetourismus unterschiedliche Ziele. Ein geschützter
Strand, ein naher Freizeitpark sowie ein Pool und eine große Barbecue-Area in
der Ferienanlage sind wichtigere Standortkriterien für Kiwi-Familien als die
Nähe zu tollen Tracks, wilden Landschaften oder schrillen Action-Aktivitäten.
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Mit den Kindern fiel die Wanderung am Franz-Josef Gletscher etwas kürzer
aus © Hans Klüche, Bielefeld
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Viele Betten für Familien
Holiday Parks haben ebenso wie Motels immer Wohneinheiten
mit vier oder sechs Betten, nicht selten auf mehrere Schlafzimmer verteilt.
Backpacker – egal ob Herbergen des
neuseeländischen YHA, dem Pendant der
europäischen Jugendherbergsverbände, Hostels privater Ketten oder die vielen,
ganz individuell gestalteten und geführten Häuser, die im
BBH organisiert sind
– haben ebenfalls fast immer Mehrbettzimmer mit vier oder sechs Betten, die als
Familienzimmer vermietet werden. Bei Backpackern sollte man auf die Ratings
anderen Nutzer oder auf das Hörensagen bei Gesprächen mit anderen Familien
achten, damit
man nicht plötzlich mit
der Familie in einem Party-Backpacker landet - in großen Städten oder Touristenhochburgen
wie Queenstown, Rotorua oder Pahia kann das schnell passieren. Die Preise sind
in Motels und Holiday Parks stärker von der Saison abhängig als in Backpackern.
Selten – auch das manchmal nach der Saison unterschiedlich – muss man in Mehrbettzimmern
für alle Betten zahlen, meist aber nur für die wirkliche Anzahl der Personen,
die das Zimmer nutzen.
So kinderfreundlich Neuseeland auch ist, es gilt nicht als anrüchig oder gar diskriminierend,
eine Unterkunft ›childfree‹, kinderfrei, zu nennen. So etwas kommt am ehesten bei
edlen Bed&Breakfast-Häusern oder bei Hotels und luxuriösen ›retreats‹ vor, die
den Zusatz ›Boutique‹ im Namen tragen, seltener bezeichnen sich Backpacker als
›childfree‹ oder erklären sich als besetzt, wenn sie hören, dass man mit Kindern
unterwegs ist. Darauf direkt angesprochen nannten mir Besitzer / Manager dann
meist Sicherheitsbedenken: Ihre Häuser seien nicht kindersicher, angeführt
wurde u.a. das Aufbewahren von Putzmitteln oder mangelnder Kinderschutz in den
Selbstkocher-Küchen.
Sicherheit und Sonnenschutz
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Schwimmanzüge mit Lichtschutzfaktor 50+ gibt’s überall im Land preiswert © Hans Klüche, Bielefeld
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Natürlich muss man als Eltern in Neuseeland auf ein paar
mehr Punkte achten als auf einen ungesicherten Herd in einer Backpacker-Küche.
Grundsätzlich ist das Sicherheitsnetz nicht so eng geknüpft und seltener warnen
Gebots- und Verbotsschilder vor Gefahren. Es ist grundsätzlich mehr
Eigenverantwortung gefragt. Ganz wichtig: Gehen Sie mit Kindern nur an
bewachten Stränden baden, das Meer um Neuseeland ist strömungsreich und oft
wild. Meldungen über Ertrunkene liest man allzu oft in den Zeitungen.
Ein großes Thema bei europäischen Eltern ist der Sonnenschutz. Der ist ungemein
wichtig, denn die Sonne ist intensiv und ohne ausreichenden Schutz sind üble
Sonnenbrände vorprogrammiert. Aber alles was man braucht ist vor Ort leicht zu
bekommen. Sonnencremes für Kinder sollten mindestens Sonnenschutzfaktor 30
haben, daneben halten Sportgeschäfte und Kinderabteilungen der Warenhäuser Badeanzüge,
T-Shirts und Strandbodys aus Hightech-Fasern mit Schutzfaktor 40+ oder 50+
bereit.
Und was man sonst noch braucht
Fehlt etwas bei Kinderkleidung oder Strandspielzeug, bekommt man
es in den Megastores der
The Warehouse Kette meist so billig, dass man es ohne
Gewissensbisse vor dem Heimflug zurücklassen kann, wenn es die Grenzen des
Freigepäcks sprengen würde. Kinderpflegemittel und Windeln gibt es in jedem
Supermarkt, Kindernahrung ebenso, jedoch nicht in so großer Vielfalt wie z. B.
in Deutschland.
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›... und das Jetboat an den Huka Falls war megacool‹ © Hans Klüche,
Bielefeld
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